Tischlein deck‘ dich: Ideen für das Eindecken der Festtafel
Berlin – Teller, Besteck, Gläser und Tassen, Servietten – und noch etwas Deko. Mehr braucht man nicht für ein schönes Familienessen zu Festtagen wie Ostern. Aber das macht noch lange keine toll gedeckte Tafel aus, die Familienmitglieder, Gäste und vor allem auch einen selbst begeistert.
Menschen, die das Eindecken besonders gut können, sind die Kreativdirektoren und Experten von Porzellanmanufakturen. Diese überlegen sich ja nicht nur Designs für ihre Service, sie machen sich dabei stets um das Gesamtkonzept Gedanken, und sie illustrieren das für die Verkaufskataloge. Drei Experten verraten, wie man aus dem Gedeck für ein Familien-Frühstück und einen Feiertagskaffee eine Festtafel macht:
KLEINE HINGUCKER: Dekorationen können begeistern. Sie liefern ein Gesprächsthema, sie zeigen, dass man sich Mühe gibt. Aktuell liegt nicht aber unbedingt Opulentes im Trend, sondern kleine Elemente. So rät Niels Bastrup, Creative Director des Geschirrherstellers Royal Copenhagen, etwa Bezüge zum Frühling herzustellen. «Das kann ein farbiges Band um die Serviette sein, in einer Farbe, die zum Frühling passt.» Oder es wird in die aufgerollte und auf dem Teller liegende Serviette eine Tulpe oder Narzisse gelegt.
Blumen sind für alle Experten auf einer Tafel sowieso selbstverständlich. «Oder Zweige, an denen ganz schlicht ein paar Ostereier hängen», rät Trine van der Valk Rasmussen, Marketingleiter bei Kähler Design. Eine ungewöhnliche grüne Alternative schlägt Simone Struve, Sprecherin von Villeroy & Boch: Möhren mit Blättern statt den Blumen auf den Tisch legen.
Auch Kerzen gehören für Bastrup zu einem stimmungsvollen Treffen am Tisch dazu: «Ich bin Däne, bei uns ist es oft dunkel. Wir haben immer Kerzen an, egal ob es fürs Frühstück oder Abendessen, ob es Dienstag, Donnerstag, Sonntag oder ein Festtag ist.» Struve schlägt vor, die Dekoration auch auf die Speisen abzustimmen: «So kann man etwa zu einem Pasta-Essen mit Nudeln dekorieren.»
ERBSTÜCKE EINBAUEN: Nicht jedes Stück der Tafel muss aus einer Serie stammen. Sogar die Stylisten der Tische für die Kataloge von Royal Design suchen nach besonderen Stücken, die sie zusätzlich auf die Tafel geben. «Das kann zum Beispiel eine Zuckerdose von Oma Ursula sein oder ein geerbtes Teil von Tante Karin», sagt Bastrup. «Gläser und Schalen lassen sich auch wunderbar für viele Anlässe zweckentfremden.» Oder wie wäre es, mal wieder die alten Serviettenringe aus der Aussteuer zur Hochzeit zu verwenden?
Aber auch kleine Absurditäten wie ein Toasthalter, den man vor vielen Jahren als Spaßgeschenk bekommen hat und für den es sonst keine Anlässe gibt, werden zur Besonderheit auf der Tafel. Wer so etwas nicht zu Hause hat: auf Flohmärkten stöbern. «So etwas kann dann auch Gespräche starten», sagt Bastrup. Der Gast sagt, dass ihm ein Stück gut gefalle, und schon habe man eine Geschichte zu erzählen, woher, von wem und wie man es erhalten hat.
GRUPPEN BILDEN: Zu besonderen Anlässen sind die Tische oft viel zu vollgestellt. Bastrup rät, Ordnung und optische Ruhe zu schaffen, indem man Gruppen bildet. Er schlägt vor, Zuckerdose und Milchkännchen mit anderen Kleinigkeiten auf eine Marmorplatte oder einen Platzteller zu stellen. Diese sind am besten zwar farblich von der Restdekoration abgesetzt, aber passen zum Gesamteindruck – etwa ein Teller aus dunkelbraunem Holz auf einer beigen Tischdecke zu weißem Geschirr. Auch in einem Korb lassen sich manche Sachen bündeln.
SPEISEN FARBLICH UNTERSTÜTZEN: Ein stimmig eingedeckter Tisch und eine farblich passende Tischdekoration sind das eine. Aber optisch kann eine besonders bunte Speise das harmonische Bild stören – etwa ein bunter Gartensalat mit saftig grünen Blätter, feuerroten Tomaten und gelben Paprikastücken. «Ich gebe ihn besser in eine einfarbige Schüssel, sonst ist das zu viel Farbe», sagt Rasmussen. Außerdem findet die Geschirr-Expertin: «Einfache Tischeindeckungen wirken in der Regel sowieso viel moderner.» Das Auge beruhigt auch eine in Linien gedachte Eindeckung – wenn zum Beispiel Teller auf gleicher Höhe stehen.
MÜHE MACHEN: «Wenn der Gast bemerkt, dass man sich Mühe gemacht hat, fühlt er sich umso mehr willkommen. Er freut sich darüber», sagt Kreativdirektor Bastrup. Das machen schon Kleinigkeiten aus – etwa, die Marmelade aus dem Glas in eine kleine Schale umzufüllen. Auch Tischkarten gehören für Bastrup dazu: Gäste empfinden es als besondere Aufmerksamkeit, auf der Tafel persönlich angesprochen zu werden. Aber auch die eigenen Kinder sind sicher begeistert davon, ihren Namen auf ein Tischkärtchen zu einem besonderen Anlass zu lesen. «Das Schöne ist ja, an so etwas haben beide Seiten Spaß, der Gast und auch der Gastgeber, der alles vorbereitet», findet Bastrup. «Es geht dabei auch gar nicht immer darum, einen Tisch perfekt und super gelungen einzudecken.»
Die Tischdecke – Vor- und Nachteile
An der Frage, ob es zum schicken Anlass eine Tischdecke sein soll, scheiden sich die Meinungen. Bastrup ist dafür: «Ich finde eine schöne Holzplatte zwar optisch toll.» Aber der Stoff schlucke die Geräusche von klapperndem Geschirr, was sonst an einer langen Tafel eine gewisse Geräuschkulisse ergeben kann. «Der Stoff ist auch ein Konterpart zum Porzellan», sagt Bastrup. Etwas Weiches mit spürbar strukturierter Oberfläche bildet einen Ausgleich zum glatten, sterilen Material des Geschirrs. Trine van der Valk Rasmussen sieht das anders: Bei feinen Tischdecken hätten viele Menschen Angst, zu kleckern. «Das kann verhindern, dass die Atmosphäre am Tisch wirklich entspannt ist.» Sie rät daher, wenn es unbedingt eine Tischdecke sein soll, zu rustikaleren Leinen.
Fotocredits: Kähler Design,Royal Copenhagen,Royal Copenhagen,Royal Copenhagen,Royal Copenhagen,Frank Rumpenhorst,Lutz Hilgers,Kähler Design
(dpa/tmn)
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