Tauschen/Brennen/Löschen = Digitale Revolution?

Erinnert sich jemand noch an die Zeit, in der man sich bei dem Plattenhändler seines Vertrauens stundenlang durch die Sammlung hören konnte? Es muss schon sehr, sehr lange her sein…

Ich kann mich noch nicht mal mehr daran erinnern, wann ich eine Neuveröffentlichung auf Vinyl erstanden habe. Ich bin ein Kind der 80er Jahre. Police, Michael Jackson und Cure durften auf keiner Party fehlen. Diese Standards galten ebenso für die heimische Plattensammlung. Wohlgemerkt gehöre ich nicht zu denjenigen, die eine Plattensammlung vorweisen können, deren Umfang schon nicht mehr in zwei Koffer passt. Doch als wir schließlich von der CD überrascht wurden, veränderte sich bald auch unser Musikkonsum. Wunderte ich mich zuerst noch darüber, dass es gar keine B-Seite mehr gab, überzeugten mich bald die praktische Anwendung der CD.

Doch auch die hat Konkurrenz bekommen. In den 80er Jahren entwickelte eine Gruppe des Frauenhofer-Instituts das Kompressionsformat MP3 und seit dem ist man in der Lage Audiodateien umzuwandeln, so dass weit aus weniger Speicherkapazität benötigt wird (10 MB ≈ 1 Min. Stereo CD). Der Musikmarkt sah sich bald schon mit Tauschbörsen konfrontiert, wie Napster oder Kazaa, die es möglich machten, dass die Musikhörer untereinander und kostenlos Musik tauschten. Ein Umstand der für die Musikindustrie ein Verlust in Milliardenhöhe verursachte. Mittlerweile ist es für Kids längst zur Gewohnheit geworden Tracks online downloaden zu können. Man tauscht, brennt und löscht innerhalb von kürzester Zeit eine erhebliche Datenmenge an Musik.

Die unterschiedlichsten Plattformen sind entstanden, auf denen Musik mittlerweile völlig legal angehört, runtergeladen oder aber auch käuflich erstanden werden kann. Mithilfe verschiedenster Webseiten wie z.B. www.musikdieb.de oder www.tonspion.de läßt sich das WWW nach frei verfügbarer Musik durchforsten. Für die Musikindustrie sicherlich ein großes Übel, nicht so dagegen für die Nutzer und vermehrt auch für die Musiker selbst. Diese können über das Internet weit aus billiger und unkomplizierter ihre Musik online stellen und sich auf diese Weise sehr viel unabhängiger entwickeln. Nicht zuletzt über die Plattform www.myspace.de, können Bands auch ohne Plattenvertrag ihr Liedgut zum Besten geben (hier: die Köln-Bonner Akkustik-Folker „Baby, you can follow me down“).

Es gibt kaum noch ein Genre das von der Digitalisierung nicht eingeholt worden ist. Selbst das Radio erfuhr über das Internet eine Frischzellenkur. Mittlerweile läßt sich auf der Webseite last.fm das personalisierte Radioprogramm mit der favorisierten Musik abspielen. Ist man angemeldet, kann man sich eine Radiostation zusammen stellen, in Kontakt zu anderen Hörern treten und bekommt auf den eigenen Geschmack ausgerichtet Musik vorgespielt. Feine Sache, der ein oder andere Zufallstreffer ist garantiert dabei und die lästigen Werbejingles gehören für immer der Vergangenheit an.
Über welchen Datenträger auch immer, Musik war – ist – und – bleibt großartig und essentiell. Um mit E.T.A. Hoffmann zu sprechen:“ Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an.“ Similar Posts:

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