Menschliche Dartscheibe: Ein Museum für Wolfgang Flatz
Zwischen zwei Stahlplatten als lebender Glockenschwengel das neue Jahr einläuten oder sich von emsigen Kommunalpolitikern mit Dartpfeilen bewerfen lassen – für den österreichischen Performance-Künstler Wolfgang Flatz leichte Übungen. Jetzt erhält der oft und gerne missverstandene Berufsprovokateur am 25. Juli ein eigenes Museum in seiner Heimatstadt Dornbirn.
„Softkiller“ hieß der erste offiziell kaufbare Computervirus. Wer allerdings glaubte, die Sache sei lediglich ein Scherz des allzeit umstrittenen Autoaggressors aus Vorarlberg, musste sich spätestens dann einen fatalen Fehler eingestehen, als plötzlich die eigene Festplatte gelöscht wurde und der Virus sich selbst zerstörte. Bei Wolfgang Flatz kommt man eben nicht mit heiler Haut davon – und das gilt zumeist vor allem für den Künstler selber.
Sich schon mal eine Viertelstunde lang öffentlich ohrfeigen lassen, oder in einen Teppich eingenäht vom Besucherstrom der Münchener Akademie der Bildenden Künste niedergetrampelt werden – für Flatz kein Grund zu kneifen. Legendär auch seine Auftritte als menschliche Dartscheibe und andere „Stücke“ oder „Demontagen“, wie er seine meist arg schmerzhaften Aktionen selber nennt.
Aber auch sonst ist Flatz immer für ein entsetztes Kopfschütteln gut. 2001 etwa lässt er in Berlin aus 40 Meter Höhe eine tote Kuh auf die Prenzlauer Allee stürzen. Doch auch, wenn der physische Schaden ausbleibt, fallen die Folgen schon mal drastisch aus. So wurde Flatz insgesamt zweimal als Folge seines Auftretens in die Psychiatrie eingewiesen. Das eine Mal war er mit einem schwarzen Sack über dem Kopf zu einer Ausstellungseröffnung erschienen, das andere Mal hatte er einen halben Tag lang auf einer Straßenbrücke neben einem Schild verbracht, das verkündete, er habe dort einen schwerwiegenden Unfall verursacht.
Jetzt erhält Flatz, obwohl er Österreich längst den Rücken gekehrt hat, auf Initiative seiner Heimatstadt mit 56 Jahren ein eigenes Museum. Doch langfristig sollen dort nicht nur Arbeiten des dreimaligen documenta-Teilnehmers zu sehen sein, sondern auch andere zeitgenössische Künstler eine Präsentationsfläche finden. Angekündigt ist zudem die regelmäßige Durchführung von „Performances, Lesungen, themenbestimmten Vortragsreihen und Diskussionen“. Ob aber der Meister selbst in Zukunft für Dartspiele vor Ort zur Verfügung stehen wird, wurde bisher nicht mitgeteilt.Similar Posts:
Werbung