Ruby Town – Inszeniertes Leben

Das letzten Oktober gezeigte Theaterstück „Die Erscheinung der Martha Rubin“ sorgte in Köln für einen stadtweiten Aufruhr. Mit Gewalt und sexuelle Ausbrüchen machte das Stück von sich Reden. Doch die Faszination des Stückes geht über die reine Sensationslust weit hinaus. Mittlerweile ist das Ensemble rund um das Künstlerduo SIGNA in Berlin auf dem diesjährigen Theatertreffen zu Gast. Vom 02. bis zum 10. Mai verwandelt sich die Lokhalle des Schönebergers Südgeländes für fast 200 Stunden in das Dorf Ruby Town.

Die Inszenierung rund um die Frauengestalt Martha Rubin versteht sich als eine Tag- und Nacht-Performance, die durch das interaktive Spiel des Besuchers lebt. Dieser betritt keinen Zuschauersaal, sondern ein tatsächliches Dorf. Sorgfältig und in detaillierter Kleinarbeit erbaut, findet man dort alles an, was man zum Leben benötigt. Lebensmitteladen, eine Bar und kleine Wohnstätten. Und dies tun die Bewohner von Ruby Town auch: leben. Sie gehen ihrer Beschäftigung nach, kümmern sich um ihre Verwandten, quatschen, streiten, essen, schlafen und das im steten Miteinander mit den Besuchern. Im Zentrum von allem steht ihr gemeinsamer Glaube an das Orakel der Martha Rubin, einer jungen Frau, die von den Dorfbewohner angebetet wird. Kontrolliert wird das Gelände vom Militär, das regelmäßig auf Patrouille geht und den Besuchern ein Visum ausstellt. Ausgestattet mit diesem Visum darf sich der Besucher für 24 Stunden nun frei in Ruby Town bewegen und sich den Bewohnern annähern.

Wo hört das Spiel auf und fängt die Wirklichkeit an? Diese Frage stellen sich sicher nicht nur die Besucher. Auch für die Schauspieler bedeuten die Tage, die sie rund um die Uhr, abgeschieden von der Außenwelt in Ruby Town verbringen, eine neue Herausforderung. Ihre Aufgabe ist es, in ihrer Rolle stets authentisch zu bleiben, auch wenn gerade kein Besucher vorbei kommt. Es bleibt abzuwarten, ob sie in Berlin für ebenso heftige Reaktionen sorgen.

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