Fluxus 50 in Wiesbaden
„Das Wichtigste an Fluxus ist, dass niemand weiß, was es ist“ – so hat es einst Robert Watts definiert, und wenn Wiesbaden sich dieses Jahr als Geburtsort dieser seltsamen Strömung der neueren Kunsthistorie präsentiert, dann soll auch nicht mit vorgefertigten Theorien operiert werden, die zu meinen glauben, was Fluxus denn eigentlich sei. Um sich selber ein Bild zu machen, ist die Anzahl der Veranstaltungen jedenfalls umfangreich genug.
Vier Minuten und dreiunddreißig Sekunden sitz ein Pianist am Klavier und rührt sich nicht. Das Publikum mag in seinen Sitzen hin und her rücken, sich räuspern oder auch verärgert den Saal verlassen, Musik gibt es jedenfalls keine. „Klangstück 4’33“ heißt die Nicht-Komposition von John Cage, und der Klang des Titels wird ausschließlich vom Publikum erzeugt. Fluxus eben.
George Maciunas hatte diese und andere Arbeiten des Komponisten 1962 mit nach Wiesbaden zu der Konzertreihe „Fluxus: Internationale Festspiele Neuester Musik“ gebracht und damit die Geburtsstunde der Strömung eingeläutet, deren Namen er auch erfand. Insgesamt vierzehn Aufführungen hatte es gegeben, und ihr Höhepunkt war die Zertrümmerung eines Klaviers.
Fluxus solle „einfach, unterhaltend und anspruchslos sein, sich mit Belanglosigkeiten beschäftigen, weder besondere Fähigkeiten noch zahllose Proben erfordern, weder handelbar noch institutionalisierbar sein“ – fand jedenfalls Maciunas. Doch bis heute haben sich die Vertreter der Kunstrichtung nie auf eine fixe Definition festgelegt. Auch sind die Ausdrucksmedien nicht beschränkt. Fluxus gibt es in bildender Kunst, Musik, Tanz, Film, Theater, Pantomime, Rezitation und im Happening.
„Fluxus 50“ feiert ein halbes Jahrhundert nach jener spektakulären Konzertreihe, die den Siegeszug der Strömung in Gang setzte, Wiesbaden selber als Wiege des Fluxus und zugleich die Künstler und ihre Werke. Das Programm umfasst Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen und anderes mehr. Das gesamte Angebot lässt sich auf der Projekthomepage downloaden.Similar Posts: