Ansturm auf Campingplätze – Nebensaison war gestern
München – Beim Camping in der Natur die Seele baumeln lassen – noch nie war diese Urlaubsform in Deutschland so gefragt wie heute. Vor allem mit Beginn der warmen Jahreszeit zieht es die Menschen für ein paar Tage auf einen der rund 3000 Campingplätze in Deutschland, Tendenz steigend.
Auch von kühlem Regenwetter lassen sich Camper heute kaum noch abschrecken, schließlich besitzen immer mehr ein komfortables Wohnmobil oder residieren im Luxus-Wohnwagen – und sind damit für alle Wetterkapriolen gerüstet.
Auch deshalb bleibt die Branche nach mehreren Rekordjahren in Folge für 2017 optimistisch, wie der Präsident des Bundesverbandes der Campingwirtschaft in Deutschland, Gunter Riechey, sagt. Die zahlungskräftige Kundschaft mit Caravans und Reisemobilen macht mittlerweile rund 80 Prozent der touristischen Gäste aus – und das, obwohl diese Urlaubsform inklusive Anschaffungskosten und Platzmiete nicht gerade als günstig gilt.
30,4 Millionen Übernachtungen und 9 Millionen Gästeankünfte registrierte der Bundesverband im vergangenen Jahr- je rund vier Prozent mehr als 2015. Beliebtestes Ziel der Camper blieb Bayern mit 5,2 Millionen Übernachtungen auf Campingplätzen, dicht gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit knapp 5 Millionen Übernachtungen und Niedersachsen mit 4,4 Millionen Übernachtungen. Getragen wird der Boom vor allem von inländischen Gästen, die im vergangenen Jahr abermals mehr Übernachtungen auf den deutschen Plätzen buchten.
Auch Erwin Oberascher, Geschäftsführer des Internetportals camping.info, sieht für die aktuelle Saison einen anhaltenden Aufwärtstrend. Die Zugriffe auf das Portal hätten in den ersten vier Monaten im Jahresvergleich um 15 Prozent zugelegt. Immer häufiger komme es vor, dass Campingplätze auch außerhalb der Saison ausgebucht seien. Auch hier dürfte der Boom bei Reisemobilen eine Rolle spielen. «In manchen Regionen gilt Pfingsten bereits als Hauptsaison, davon hätte vor zehn Jahren niemand zu träumen gewagt», sagt Oberascher.
Aber auch das Zelten erlebt mit dem wachsenden Angebot hochwertiger Ausrüstung eine Renaissance. Gerade für junge Familien sei das eine Möglichkeit, für wenig Geld ins Camping einzusteigen, sagt Riechey. Zumal die deutschen Campingplätze europaweit noch immer zu den günstigsten zählen, wie Riechey sagt. Dabei hätten schon viele Betreiber stark in ihre Plätze investiert. WLAN und Lounge-Aufenthaltsbereiche gehören bei vielen ebenso zur Grundausstattung wie moderne Sanitärhäuser.
Nachholbedarf gebe es aber noch bei alternativen Übernachtungsformen wie Mobilheimen oder Blockhütten. Hier hätten Plätze in den Niederlanden und in Südeuropa noch immer die Nase deutlich vorn, sagt Riechey. «Bei uns gibt es dafür baurechtliche Einschränkungen.» Der Verband hat deshalb eine eigene Musterverordnung für Camping- und Wochenendplätze erarbeitet und will diese in die politischen Prozesse einbringen.
Fotocredits: Felix Kästle
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