AMERYKAH
Erykah Badus neues Album New Amerykah Part One (4th World War) ist erschienen und ohne übertreiben zu wollen, setzt sie damit ein weiteres Mal neue Maßstäbe.
Abgesehen von ihrer nach wie vor schönen Erscheinung, zeigt sich die Musikerin seit ihrem letzten Album World Wide Underground vor 5 Jahren musikalisch in einem neuem Gewand. Folgte jene Platte eher dem Groove eines Jams, entstand das jetzige Album laut Aussage der Sängerin aufgrund ihrer intensiven Auseinandersetzung mit zahlreichen Mixtapes. Unter anderem konnte sie auf Material des legendären JDilla zurück greifen. Nicht schlecht, denkt man sich da, doch damit noch nicht genug. Die Queen des Neo-Souls sammelte zur musikalischen Unterstützung die Creme de la Creme von Produzenten und Musikern der Hip Hop Szene in ihrem Studio um sich. Es ist schlichtweg unvorstellbar, dass bei einer Kollaboration von Künstlern wie 9th Wonder, Madlib, Sa-Ra, Karriem Riggins oder James Poyser keine außergewöhnliches Album entsteht. Und so finden sich auf dieser Perle Anleihen an die Vergangenheit der Black Music wie auch äußerst avantgardistischen Klangwelten, meisterhaft produziert und musikalisch dargeboten.
Inhaltlich geht Badu auf dem Konzeptalbum streng mit ihrem Heimatland ins Gericht. Der riesige Afro, den sie auf dem Cover trägt, besteht aus zahlreichen Symbolen der modernen Kultur, wie Waffen, Dollars, und Ketten, die ihrer Überzeugung nach den Zustand unserer Welt beschreiben. Sie thematisiert auf dem Album die alltäglichen Probleme schwarzer Jugendliche und ihrer Verstrickung in Drogensucht und Arbeitslosigkeit, für deren musikalischen Hoffnungsträger Badu den Hip Hop hält. Im Grunde vereint sie auf diesem Konzeptalbum den politischen und spirituellen Beitrag, den Musik zu leisten im Stande ist.
Beeindruckt hat mich vor allem ihr ganz praktisches Engagement:“I try not to preach, but to reach…“, so die Musikerin. Aus dem Verkauf ihrer Konzerttickets fließt jeweils 1 $ an ihre Organisation B.L.I.N.D -Beautiful Love Incorporated Non-Profit Development. Ansässig in Dallas, dem Heimatort von Erykah Badu, hat sich B.L.I.N.D der Aufgabe verschrieben in dem Ort die kulturelle Szene wieder zu beleben. Das wird ihr wohl gelungen sein, denn sie lud namenhafte Freunde und Bekannte ein, wie Jill Scott, Prince, Snoop Dogg u.a. dazu ein, in dem Black Forrest Theater zu performen. FOR FREE! Darüber hinaus fördert B.L.I.N.D vor allem junge Leute, indem ihnen Instrumentalunterricht, Theater, Kunst- oder Tanzkurse angeboten werden. Möglicherweise entwickelt sich dort eine viel versprechende Taltentschmiede?
Wie auch immer, die europäischen Fans werden nicht allzu lange darauf warten müssen, Erykah Badu live sehen und hören zu können. Ab dem 25. Juni startet sie mit ihrer Europa-Tour, und ein wirkliches Sahnehäppchen dürften die Opener ihrer Show sein. Keine geringeren als die Roots, stellen bei der Gelegenheit ihr neues Album „Rising Down“ vor. So schlägt man mindestens mal drei Fliegen mit einer Klappe und der Vereinigung von Soul & Hip Hop & Graswurzelrevolution darf freudig entgegen gesehen werden.
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