Allrad für den Großstadt-Dschungel: Die New York Auto Show
New York – Der SUV-Rausch geht weiter. Nachdem die Autobauer beim Frühjahrsgipfel in Genf tatsächlich einige konventionelle Formate wie Limousinen und Kompakte gezeigt haben, dreht sich kaum vier Wochen später auf der New York International Auto Show wieder alles um den Stadt-Geländewagen.
Als wäre der Verkehr im Big Apple ohne erhöhte Bodenfreiheit und Allradantrieb nicht zu bewältigen, rotiert auf fast jedem Stand der
Messe (Publikumstage: 30. März bis 8. April) ein neues SUV im Rampenlicht.
Ganz vorne dabei ist diesmal Volkswagen. Nachdem die Niedersachsen den Trend lange ignoriert haben, geben sie jetzt auf der Buckelpiste umso mehr Gas. Gleich zwei neue Ableger ihres großen US-Geländewagens Atlas rücken sie ins Rampenlicht und folgen damit den lokalen Vorlieben der Kundschaft mehr als jeder andere deutsche Hersteller. Neben einem etwas schnittiger gezeichneten und auf fünf statt sieben Sitze beschränkten Atlas Cross Sport zeigen sie mit dem Tanoak auch eine Idee für ihren ersten US-Pick-up.
«Amerikanischer als ein Pick-up geht es wohl kaum», sagt US-Chef Hinrich Woebcken und feiert den 5,44 Meter langen Pritschenwagen als Tribut an die Gastgeber. Während der Cross Sport schon im nächsten Jahr in Serie geht, steht hinter dem Pritschenwagen allerdings noch ein Fragezeichen, räumt Woebcken ein. Und ob es eines der beiden Autos je nach Europa schaffen wird, steht auch noch in den Sternen.
Während ausgerechnet die Neuheiten von VW womöglich nur in den USA verkauft werden, haben die meisten anderen SUV-Premieren in New York eine globale Bedeutung: Zum Beispiel der neue Toyota RAV4. Ihn wird es nach Angaben des Herstellers erstmals auch mit Plug-in-Hybrid geben. Ab 2019 soll er auch in Europa angeboten werden. Der Cadillac XT4 wird nach seinem US-Start im Herbst 2018 ebenfalls den Weg in die Alte Welt finden und dort gegen BMW X3 und Co antreten.
Auch das Facelift für den Hyundai Tucson ist eine globale Angelegenheit, und der neue Forester wird in Münchner Autohäusern ebenso Absatz finden wie in Manhattan. Und als wäre das noch nicht genug, zeigt die vornehme Ford-Tochter Lincoln den riesigen Aviator, der reichlich Luxus in den Großstadt-Dschungel bringt.
Kommt ein Auto in New York nicht mit hohem Bein und bulligem Auftritt daher, muss es dafür umso stärker sein – und flacher. Denn bei der Ostküsten-Kundschaft sitzt das Geld gerade locker, und die Lust auf Leistung ist groß. Deswegen bringen die deutschen Hersteller traditionell gerne neue Sportmodelle mit ins Jacob-Javitts-Center am Hudson River: Diesmal sind das von Mercedes der überarbeitete C63 mit einem wahlweise 350 kW/476 PS oder 375 kW/510 PS starken V8-Motor für Limousine, Kombi, Coupé und Cabrio.
Audi zeigt den neuen RS5 Sportback, der mit seinem Sechszylinder von 331 kW/450 PS allerdings nur schwer mit dem Konkurrenten aus Stuttgart mithalten kann. Auch Cadillac mischt mit und zeigt den CT6 zum ersten Mal als V-Modell mit einem neuen V8-Motor mit 4,2 Litern Hubraum, dem die Amerikaner 410 kW/550 PS zutrauen.
Viel PS also, viel Bodenfreiheit, aber was gibt es sonst? Konventionelle Entwürfe wie die Limousine des Kia K900 und Kompakte wie Nissan Altima oder Toyota Corolla sind eher Ausnahmen. Auch über das autonome Fahren spricht man eher bei Jaguar und Waymo. Und elektrischen Antrieb gibt es einzig beim Hyundai-Aufsteiger Genesis mit der visionären Studie des elektrischen Gran Turismo Essentia.
Das vielleicht passendste Auto zum New Yorker Messetrend steht in diesem Jahr bei Jaguar. Denn die Briten zeigen den neuen F-Pace SVR. Sie machen ihr SUV mit einem 404 kW/550 PS starken V8-Motor zu einem Sportwagen. Dumm nur, dass man den in New York nirgends so richtig nutzen kann. Nicht nur wegen der Schlaglöcher auf dem Broadway und dem dichten Verkehr auf dem FDR-Drive. Sondern vor allem, weil man nirgendwo in der Stadt viel schneller als Tempo 100 fahren darf.
Fotocredits: Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger,Thomas Geiger
(dpa/tmn)
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