11. Internationale Kunstbiennale Istanbul bis 8. November
Dass die türkische Metropole bereits ein Jahrzehnt lang Stätte eines periodisch wiederkehrenden Kunstfestivals ist, mag hierzulande nur wenigen bekannt sein. Das könnte sich nun ändern. Das Motto des diesjährigen Events nämlich entstammt Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“.
„Wovon lebt der Mensch?“ – Diese existenzielle Frage beantwortet Mackie Messer mit einer klaren Aussage: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral“. Provokativ genug, um auch die eigene Haltung einmal zu überprüfen. „What keeps Mankind alive“, fragt deshalb auch die 11. Internationale Biennale Istanbul dieses Jahr und stellt sich bewußt in Brecht´sche Tradition.
Zwar wolle man den Dichter nicht dezidiert wiederentdeckten, wohl aber seinem Beispiel folgen und darüber nachdenken, welche Wege in der Kunst heute gewählt werden, um den schmalen Grat zwischen ästhetischem Gestus und sozialem Wandel als künstlerische Aufgabe zu meistern. Ausgewählt wurde das Thema von einem vierköpfigen Kuratorenteam aus vier Frauen, die unter der Abkürzung WHW (What, How and for Whom) auftreten und bereits seit 1999 interessanterweise von Zagreb aus arbeiten.
Die diesjährige Biennale zeigt 70 Künstler mit insgesamt über 120 Projekten aus 40 Ländern. Zu den bemrkenswertesten Beiträgen gehört unter anderem eine Arbeit des 1932 in Südkorea geborenen Künstlers Nam June Paik, der im allgemeinen als Pionier der Videokunst gilt. Sein Projekt „Life“ zeigt subjektive Manipulationen von Covern des gleichnamigen US-Magazins.
Bereits auf der 8. Biennale zu Gast war die 1962 in Sarajevo geborene Danica Dakic. Dieses Jahr stellt sie ihre Videoinstallation „Isola Bella“ vor, mit der sie den jungen Patienten einer Nervenheilanstalt für Kinder und Jugendliche in Pazaric eine Stimme verleihen will.
Zum ersten Mal auf der Biennale vertreten ist der Deutsche Hans-Peter Feldmann, dessen Werk radikal vom Bild als Allgemeingut ausgeht. Für Istanbul schuf er eine eigene Installation unter dem Titel „Brotscheibe“. Zudem gibt es sein Projekt „Porträt. 50 Jahre einer Frau“ zu sehen, das ins Jahr 1994 zurückreicht und 328 Bilder einer Durchschnittsfrau von ihrer Kindheit bis zum 50. Lebensjahr vereint.
Die 11. Internatianale Biennale Istanbul dauert bis zum 8. November. Begleitend erscheint ein Katalog.Similar Posts:
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