Biene Maja: War ihr Schöpfer ein Antisemit?

Die Biene Maja ist seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine der bekanntesten Figuren der deutschen Literatur. Dank der ab 1975 produzierten Zeichentrickserie ist sie mittlerweile berühmter als ihr geistiger Vater, der Schriftsteller Waldemar Bonsels. Doch jetzt rückt der Autor durch schwere Anschuldigungen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit.

Die Biene Maja und ihr Schöpfer, Schriftsteller Waldemar Bonsels, geraten derzeit in eine Debatte, die schon früher zeitweilig aufflammte, nun aber ganz neue Ausmaße annimmt. Waldemar Bonsels soll ein Antisemit und Sympathisant des NS-Regimes gewesen sein, wie eine Gruppe Literaturwissenschaftler nach dreijähriger Forschung und Sichtung diverser Dokumente nun wieder einmal bekanntgab.

Biene Maja – Autor Bonsels ein Antisemit?

Waldemar Bonsels, Verfasser von „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“, soll ein Antisemit gewesen sein. So jedenfalls lassen es diverse Zeitdokumente vermuten. Insbesondere der Roman „Der Grieche Dositos“, den Bonsels 1942 in einer limitierten Auflage mit persönlicher Signatur an Freunde, Bekannte und Größen des NS-Regimes verteilte, ließ dabei aufhorchen. Der Roman an sich, vor allem aber das Vorwort, welches bei der erneuten Veröffentlichung nach dem Ende des 2. Weltkriegs nicht mehr mitgedruckt wurde, gibt den Forschern Anlass zur Beunruhigung.

Fakt ist, dass sich in diesem Vorwort antisemitische Tendenzen nicht verleugnen lassen. Fakt ist aber auch, dass Bonsels Bücher bei den von der nationalsozialistischen Deutschen Studentenschaft organisierten Bücherverbrennungen im Jahre 1933 auf den schwarzen Listen standen. Bis auf „Die Biene Maja“, „Himmelsvolk“ und „Indienreise“ fielen Bonsels bis dato verfassten Werke komplett der „Aktion wider den undeutschen Geist“ zum Opfer.

Ob es der Schriftsteller nach dieser Erfahrung vielen seiner Zeitgenossen gleich getan und sich dem offiziell vorgeschriebenem Weltbild angepasst hat, um sich selbst und seine Bücher zu schützen, oder ob er tatsächlich eine antisemitische Einstellung vertrat, die sich erst im Laufe der Jahre deutlicher in seinen Werken zeigte – diese Frage kann wenn überhaupt wohl nur Jemand beantworten, der sich ausführlich mit Bonsels, seinen Geschichten und zeitgenössischen Dokumenten befasst hat. Raum für Spekulation und Interpretation wird es aber immer geben.

Festzustellen bleibt, dass die Frage nach dem Wert von Literatur bei mehr als einer Gelegenheit von der kritischen Auseinandersetzung mit dem Leben und Wirken eines Schriftstellers beeinflusst wird. Manchmal tut es aber gut, ein Buch losgelöst von allen Vorurteilen zu untersuchen. Obwohl man ja alles, was man unbedingt finden möchte, in ein Buch hinein interpretieren kann.

Das erstmals 1912 veröffentlichte Werk „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“, welches wohl das bekannteste des 1951 verstorbenen Bonsels‘ darstellt, lässt jedenfalls noch keine Verbindung zu einem später entwickelten, antisemitischen Gedankengut erkennen. Daher wird man nun „Die Biene Maja“ ebenso wenig aus den Bücherregalen verbannen, wie man die beliebte Kindersendung „Löwenzahn“ absetzte, als Latzhosenträger Peter Lustig seinerzeit zugab, Kinder nicht ausstehen zu können.

Ob andere Werke Waldemar Bonsels‘ jedoch tatsächlich Zeugnisse einer auf keinen Fall gut zu heißenden Gesinnung sind und wie man gegebenenfalls damit umzugehen hat, darüber werden sich Literaturwissenschaftler, Historiker, die Bonsels-Stiftung und alle, die sonst noch etwas zu dem Thema beizusteuern haben, sicher noch länger streiten. Inwieweit dies die Vorbereitungen zu jener Ausstellung beeinträchtigen, welche die Bonsels-Stiftung 2012 zum 60-jährigen Todestag des Autors und dem 100-jährigen Jubiläum der „Biene Maja“ veranstalten will, bleibt abzuwarten.Similar Posts:

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