Wer nachahmt, macht sich beliebt
Berlin – Wer andere beim Kennenlernen nachahmt, macht sich beliebt – zumindest innerhalb des eigenen Geschlechts. Zu diesem Ergebnis kommt eine kürzlich veröffentlichte Studie der Freien Universität Berlin und der Uni Leipzig.
Demnach gibt es «soziale Chamäleons»: Menschen, die andere besonders häufig nachahmen. «In unserer Studie konnten wir zeigen, dass dieses Nachahmungsverhalten zu einer höheren Beliebtheit dieser sozialen Chamäleons führte», erklärt die Psychologin Helén Liebermann von der Freien Universität Berlin.
In einer Analyse mit insgesamt 139 Teilnehmern untersuchten die Wissenschaftler in nach Geschlechtern getrennten Kleingruppen, wie sich das unterbewusste Nachahmen von Verhaltensweisen, Körperhaltungen, Gesten, Gesichtsausdrücken oder Sprache – Fachbegriff: soziale Mimikry – auf das Kennenlernen auswirkt. Wie stark die Teilnehmer ihr Gegenüber beim Kennenlernen nachahmten, werteten die Forscher anhand von Videomitschnitten aus.
Im Versuch begegneten sich die Mitglieder der Kleingruppen zu kurzen Kennenlerngesprächen. Davor und danach sagten die Teilnehmer, wie sympathisch sie die jeweiligen Gesprächspartner fanden. Kandidaten, die ihre Gesprächspartner schon nach dem ersten Eindruck sympathisch fanden, übernahmen während des Gesprächs zudem häufiger Verhaltensweisen oder Ausdrücke.
«Durch Mimikry teilen wir unbewusst mit, dass wir jemanden mögen und können damit unsere eigene Beliebtheit steigern», nennt Maike Salazar Kämpf von der Universität Leipzig den Grund für die Zunahme: Wer ohnehin schon Sympathie empfindet, lässt sich stärker auf sein Gegenüber ein.
Unterbewusstes Nachahmen kann so anscheinend dabei helfen, Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Doch es hat auch Kehrseiten, wie Wissenschaftler der Uni Leiden im niederländischen Enschede 2009 in einem Versuch herausfanden. Menschen, die andere nachahmen, können demnach von anderen leichter getäuscht werden.
In ihrer Studie mit 92 Teilnehmern bildeten die Wissenschaftler zwei Gruppen. Die Mitglieder der ersten Gruppe erhielten einen kleinen Geldbetrag, den sie selbst einsteckten oder für einen wohltätigen Zweck spendeten. Anschließend gaben sie Angehörigen der zweiten Gruppe – mal wahrheitsgemäß, mal unwahr – Auskunft darüber, was sie mit ihrem Geld gemacht hatten.
Die Zuhörer wurden nochmals geteilt. Eine Hälfte bekam die Aufgabe, nachzuahmen. Die andere Hälfte sollte dies bewusst vermeiden. Anschließend mussten die Zuhörer bewerten, ob man ihnen die Wahrheit erzählt hatte. Dabei schätzten die Teilnehmer, die auf Nachahmung weitgehend verzichteten, ihre Gesprächspartner meist realistischer ein.
«Mimikry macht es uns leichter zu verstehen, was andere fühlen», schreiben die Wissenschaftler um Psychologin Marielle Stel, heute Uni Enschede, zunächst ganz allgemein. Wo aber das Verhalten des Gesprächspartners nicht zu dessen wahren Emotionen passe, sei es umgekehrt: «Im Fall irreführender Botschaften verhindert Mimikry dieses emotionale Verstehen.»
Fotocredits: Jens Kalaene
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