PCOS verändert den Körper und verhindert Schwangerschaften
Hannover – Dunkler Flaum auf der Oberlippe, manchmal auch am Kinn oder in den Randbereichen des Gesichts: Das können bei jungen Frauen die ersten Anzeichen für PCOS sein.
Oft bekommen Betroffene die Symptome in dieser Phase noch mit einem Rasierer in den Griff. Das gilt auch dann, wenn das Schamhaar über den Intimbereich hinaus auf die Oberschenkel und bis zum Bauchnabel wächst. Wenn dann aber noch Akne, Übergewicht und immer dünnere Haare hinzukommen, wird die Lage langsam ernst.
Bei vielen Betroffenen stellt sich schließlich auch die Monatsblutung nicht mehr regelmäßig ein. Viele möchten schwanger werden – doch mit dem Kinderwunsch klappt es einfach nicht. Die gute Nachricht vorweg: Die Lage ist nicht aussichtslos, es gibt Hilfe. Der erste Schritt bei Verdacht auf PCOS ist daher eine frauenärztliche Untersuchung.
Dabei macht ein Arzt unter anderem Bluttests, um Hormone im Körper zu bestimmen. Daneben nimmt er die Eierstöcke der Frau per Ultraschall unter die Lupe. «Der Verdacht auf PCOS erhärtet sich, wenn neben den typischen hormonellen Veränderungen an der Außenhülle der Eierstöcke viele kleine Bläschen zu sehen sind», sagt der Hannoveraner Gynäkologe Christian Albring.
Die vier Buchstaben in PCOS stehen für Polycystisches Ovarsyndrom. Fast jede zehnte Frau in Deutschland leidet laut Albring unter dieser Erkrankung der Eierstöcke. Unter anderem unterdrückt PCOS ein Hormon, das die unreifen Eizellen in den Bläschen zur Reifung anregen soll. Auch sind die Eierstöcke nicht mehr ausreichend in der Lage, das männliche Hormon Testosteron, das sich auch bei Frauen bildet, in Östrogen umzuwandeln. Dadurch sammeln sich männliche Hormone im Körper an.
Zudem reagieren Körperzellen unempfindlicher auf Insulin – die sogenannte Insulinresistenz. Das animiert wiederum den Organismus, immer mehr Insulin auszuschütten. Das Problem dabei: Insulin unterstützt die Produktion männlicher Hormone. Zugleich fördert es die Speicherung von aus der Nahrung gewonnener Energie in Fettdepots, statt sie zu verbrennen. Die Folge ist häufig Übergewicht.
Wird PCOS nicht therapiert, verschlimmert sich die Erkrankung oft. Betroffene haben so mit der Zeit zum Beispiel nicht mehr nur Schwierigkeiten, schwanger zu werden – es steigt auch das Risiko, etwa an Diabetes oder an der Schilddrüse zu erkranken oder später einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden.
«Die Therapie ist individuell verschieden und hängt auch davon ab, ob die Patientin einen Kinderwunsch hat oder nicht», erklärt Prof. Rudolf Seufert. Er ist Leiter der Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Universitätsklinikum Mainz. Bringt die Frau zu viele Kilos auf die Waage, dann wird ihr eine Gewichtsreduktion nahegelegt. «Das Abnehmen ist in vielen Fällen nicht einfach, da bei einer PCOS-Erkrankung der Energiestoffwechsel im Körper aus der Balance geraten ist», erklärt Seufert.
Neben der Gewichtsreduktion in Verbindung mit viel Bewegung gehört zur Behandlung eine hormonelle Therapie. Außerdem gibt es Medikamente, die der Insulinresistenz und dem Überwiegen der männlichen Hormone direkt entgegenwirken. «Erste positive Ergebnisse zeigen sich oft schon nach einem halben Jahr», sagt die Gynäkologin Nicole Sänger. Die Privatdozentin ist Leiterin des Zentrums für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsfrauenklinik Frankfurt und Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF).
Fotocredits: Monique Wüstenhagen
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