Kitsch as Kitsch can: Ausstellung von Pierre et Gilles in Berlin
Nach 15 Jahren kommt das schwule Künstlerpaar Pierre Commoy und Gilles Blanchard wieder mit einer Ausstellung nach Deutschland. Ganze 80 großformatige Exponate zeigt die Galerie C/O Berlin bis zum 4. Oktober. Dass bei den beiden Franzosen Kitsch und Kunst Hand in Hand gehen, gehört zum Konzept.
Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, wie es bei Walter Benjamin heißt, benötigt den künstlerischen Eingriff, um wieder zum Unikat zu werden. Das französische Künstlerduo Pierre et Gilles macht sich genau diese Notwendigkeit zunutze, um seine großformatigen Fotografien in einzigartige Kalorienbomben für die Augen zu verwandeln. Pierre fotografiert, Gilles retuschiert und koloriert – so arbeiten die optischen Zuckerbäcker von jeher.
1976 lernten sich die beiden kennen und begannen bereits im Folgejahr gemeinsam zu arbeiten. Mit ihren Künstlerporträts für das französische Magazin Façade gelang ihnen der Durchbruch. Ihre Bilder zeigten damals unter anderem Mick Jagger, Iggy Pop und Andy Warhol. Es folgten Plattencover, Modeaufnahmen und Fotostrecken für Magazine. Seine erste eigene Ausstellung bekam das Paar 1983 in der Pariser Galerie Texbraun.
Ultrakitschige Szenarien, die meistens popkulturelle Nachbildungen klassischer Werke der Kunstgeschichte beinhalten, gehören zu den Markenzeichen von Pierre et Gilles. Ihre Bilder porträtieren nicht selten prominente Köpfe und Ikonen aus der Entertainment-Industrie. Bekannt sind etwa ihre Aufnahmen von Nina Hagen, Madonna, Marilyn Manson und Dita van Teese, Kylie Minogue, Catherine Deneuve und vor allem Marc Almond, mit dem sie eine jahrelange Freundschaft und künstlerische Zusammenarbeit verbindet. 1990 etwa inszenierten sie seinen Videoclip zu „A Lover Spurned“.
Wer einen ersten Blick auf das Werk des Paars werfen will, bevor er sich auf den Weg nach Berlin macht, ist mit dem 192-seitigen Bildband „Pierre et Gilles, Sailors & Sea“ aus dem Kölner Taschen-Verlag gut (und kostengünstig) bedient. Das auf nur 110 Exemplare limitierte Prachtwerk von Bernard Marcadé hingegen, das die Künstler selber gestalteten, ist leider längst vergriffen.
C/O Berlin – International Forum for Visual Dialogues
Postfuhramt, Oranienburger Straße 35/36, 10117 Berlin
Öffnungzeiten: täglich von 11 bis 20 Uhr
Eintritt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro
Führungen: samstags und sonntags, 15 Uhr
10 Euro, ermäßigt 8 Euro (inkl. Eintritt)Similar Posts: