Fußball als Rasenkunst? Das Wunder von Cordoba als Performance
Massimo Furlan trägt auf seinem Trikot die Nummer 9. Er rennt über das Spielfeld, jagt zum Tor, dribbelt, hebt die Arme, schießt, schwitzt und jubelt. Und das ganze über 90 Minuten- so lange wie ein Fußballspiel mindestens halt dauert.
Soweit scheint das ganze auch Sinn zu machen. In diesem Fall fehlt allerdings etwas entscheidendes. Der Spieler bewegt sich allein auf dem Fußballfeld und auch noch ohne einen Ball. Was wie eine Parodie auf ein Fußballspiel aussieht, stellt tatsächlich eine Performance des Künstlers Massimo Furlan dar. Auf Einladung der Wiener Festwochen, die vom 09. Mai bis zum 15. Juni stattfinden, tritt der Schweizer in der Rolle des damaligen Torschützen Hans Krankl in Aktion. Er spielt die Begegnung zwischen Deutschland und Österreich zur WM 1978 in Argentinien nach.
Anhand von Videoaufzeichnungen hat er sämtliche Bewegungen des Vorbilds studiert und vollführt diese wie eine Choreographie vor dem Publikum. Sogar die Kommentare werden mit Original-Aufnahmen und denen des Sohnes von dem einstigen Kommentator zusammengeschnitten. Deutschland unterlag damals mit 2:3 und Österreich hat den Mittelstürmer Krankl wochenlang als Nationalhelden gefeiert. Sportlich anzusehen ist der Künstler dagegen eher nicht, also wird mit seiner Performance weder ästhetischen noch sportlichen Ansprüchen genügt. Doch um was geht es dann dem Italo-Schweizer Furlan bei dieser Inszenierung? Nach seiner eigenen Aussage fasziniert ihn Fußball schon seit seiner Kindheit. Bei diesem Spiel sei alles vorhanden, was auch für das Theater so bedeutend sei: „So ein Match ist etwas sehr theatralisches. Da sind eine Dramaturgie, Emotionen, Symbolik.“
Wie recht er damit hat, dürfte sich wohl auch am Montag zeigen. Dann stehen sich wieder einmal die beiden Mannschaften gegenüber. Doch dieses Mal kennen den Ausgang von Österreich vs. Deutschland wohl nur die Götter…
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