Das Fahrrad selbst reparieren – und die Profis helfen mit

Berlin – Im Frühjahr wird es in der kleinen Fahrradwerkstatt von Markus Geng in der Leipziger Innenstadt manchmal eng. «Die Leute wollen nach dem Winter jetzt ihre Räder fit machen», sagt er. Dazu gehört: Schaltung nachstellen, Bremsen überprüfen, den einen oder anderen Mantel austauschen.

Wer in die Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt im soziokulturellen Zentrum VILLA kommt, legt selbst Hand an. Geng stellt das Werkzeug, schafft eine nette Atmosphäre und beantwortet Fragen. Und wenn die fünf Fahrradmontageständer in dem 35 Quadratmeter kleinen Raum nicht ausreichen, wird ein Rad auch einfach mal nur auf den Kopf gedreht. Schnörkellose Hilfe zur Selbsthilfe eben.

Nur wie gut sind diese Werkstätten, und ist Selbermachen überhaupt verkehrssicher? Die Werkstätten gibt es nach Auskunft des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) vor allem in größeren Städten. Viele sind demnach gemeinnützig, manche gibt es nur vorübergehend, andere sind fest eingerichtet. In Berlin betreibt der Fahrradbund selbst eine Selbsthilfewerkstatt. Wer hier schrauben will, darf das sogar kostenlos tun. Der Verband bittet lediglich um eine kleine Spende.

«Uns geht es darum, dass Menschen lernen, wie sie ihr Fahrrad mit ein paar Handgriffen selbst reparieren können», sagt Philipp Poll vom Berliner Landesverband des ADFC. «Und», fügt er hinzu, «dass sie die Funktion verkehrssicherheitsrelevanter Teile im Blick behalten.» Dass in der Werkstatt immer ein Profi vor Ort ist, den fragen kann, wer nicht mehr weiter weiß, soll helfen, Hemmschwellen abzubauen.

Beim ADFC wird also darauf geachtet, dass die Schrauber auch nach der Do-it-yourself-Reparatur noch bedenkenlos in die Pedale treten können. Wie gut die Betreiber anderer Werkstätten darauf achten, kann Poll nicht sagen. «Es gibt kein Zertifikat oder so etwas», sagt er. Zudem seien die Werkstätten, die Poll wegen des häufig soziokulturellen Anstrichs «Projekte» nennt, sehr unterschiedlich – was Preis, Ausstattung und sogar das Publikum anbelangt.

Zu Markus Geng in die Leipziger Innenstadt kommen vor allem Studenten – vor 15 Jahren wurde die Werkstatt auf Initiative des Studentenwerks gegründet, die das Projekt noch heute größtenteils finanziert. Geng selbst leitet die Werkstatt seit fünf Jahren. Neben den Studenten kommen inzwischen Menschen aus allen Schichten und Altersgruppen, so der Chef. Viele von ihnen sind demnach Stammkunden.

Für die Kunden lohnt sich das Selberschrauben zumindest finanziell in jedem Fall. Bei Geng können Uni-Studenten kostenlos an ihren Rädern arbeiten. Von allen anderen nimmt er sechs Euro in der Stunde. «Das ist in jedem Fall viel günstiger als bei den Profis, die durchaus einen Werkstattstundensatz von 50 bis 60 Euro abrufen müssen, um rentabel arbeiten zu können», sagt Geng.

Mareike Hermann empfiehlt, sich vorher über das zu informieren, was man plant. Sie ist Sprecherin der Do-it-yourself-Academy in Köln und kennt die Tricks, um nicht am Anfang gleich frustriert zu sein und zählt auf: «Im Netz informieren, sich nicht zu viel vornehmen, langsam anfangen.»

Wer das beherzigt, der hat am Ende sicher ein günstig repariertes Rad – und ist vielleicht sogar ein bisschen glücklicher als vorher. «Es ist natürlich schön, etwas mit den Händen zu machen», sagt Selbermach-Expertin Hermann. «Besonders reizvoll ist es, dass man einen Prozess von Anfang bis Ende mitbekommt und im Griff hat.» Gerade in der heutigen Arbeitswelt, in der viele nur einen Teil großer Aufgaben erledigen oder verantworten, könne das ein schöner Ausgleich sein. «Wer etwas selbst macht, gibt sich den Takt vor und ist sein eigener Herr», sagt Hermann.

Fotocredits: Sebastian Willnow,Sebastian Willnow,Sebastian Willnow,Sebastian Willnow,Sebastian Willnow,Sebastian Willnow,Sebastian Willnow
(dpa/tmn)

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