Ab 2. Mai: Tilman Knabe inszeniert „Samson und Dalila“ an der Oper Köln
Die Premiere ist trotz anhaltender Skandalberichte nicht gefährdet. Am 2. Mai hebt sich an der Kölner Oper der Vorhang für Tilman Knabes Inszenierung von „Samson und Dalila“. Reihenweise hatten sich Chormitglieder mit der Begründung krank gemeldet, das Geschehen auf der Bühne psychisch nicht ertragen zu können. Auch mehrere Solisten müssten bereits ersetzt werden.
Eine „Altersempfehlung“ spricht man aus und folgt damit dem Beispiel der Bonner Oper. Mozarts „Entführung aus dem Serail“ in der Interpretation von Markus Dietz sollte erst von Besuchern über 14 Jahren besucht werden. Die Kölner legen direkt noch einmal 2 Jahre drauf. Eine FSK wie in der Filmwirtschaft gibt es für die Bühne allerdings nicht, weshalb derartige Vorgaben nicht mehr sind als kulturelle Beschwichtigungspolitik.
Nach Wochen der Berichterstattung über Tilman Knabes Inszenierung und die Reaktionen von Chor und Ensemble sah man sich offenbar zu einem solchen Schritt genötigt. Verlegt hatte der Regisseur das Geschehen der Oper von Camille Saint-Saens in den heutigen Nahen Osten und offenbar mit blutigen Details nicht gespart. Für eine ganze Reihe von Chormitgliedern war das anscheinend zu viel. Die psychische Belastung angesichts drastischer Vergewaltigungsszenen sei zu groß, und man blieb mit ärztlichem Attest zu Hause.
Mezzosopranistin Dalia Schaechter, vorgesehen für die Rolle der Dalila, musste gänzlich ersetzt werden, zwei weitere Sänger stiegen ebenfalls aus. Feuilleton wie Boulevardpresse stürzten sich gleichermaßen auf das Thema und ließen sich zu ausführlichen Spekulationen hinreißen. Am wenigsten Verständnis für das Verhalten des Ensembles zeigte jedoch der Regisseur. Der Chor, so Knabe im Interview mit der Kölnischen Rundschau, sei nun einmal verpflichtet zu spielen, solange man nicht von den einzelnen Mitgliedern verlange, sich auszuziehen. Im Übrigen sei im Vorfeld der Castings ausführlich besprochen worden, was auf das Ensemble zukommt.
Knabe, der bei August Everding Theaterregie studiert hat, ist kein unbeschriebenes Blatt, was blutige Details auf der Bühne angeht. „Turandot“ in Essen oder Hans Werner Henzes „Die Bassariden” in Hannover ließen an Drastik nichts zu wünschen übrig. Ab dem 2. Mai nun kann sich jeder selber davon überzeugen, ob die Aufregung eine inhaltliche Berechtigung hat. In jedem Fall hat die ausgiebige Berichterstattung ganz nebenbei heftig die Werbetrommel gerührt. Der Kölner Oper sollte das gefallen.Similar Posts: