Afrikamera: Kino aus Afrika in Berlin

Über die Grenzen der Stadt ist Berlin als multikulturelles Zentrum des Landes bekannt. So ist es zunächst erstaunlich, dass ein Filmfestival, wie die „Afrikamera“ so jung ist. Abseits der europäischen Metropolen tritt die afrikanische Kultur und Lebensweise nur kaum in Erscheinung. Umso wichtiger ist es, dass sich das Wissen über den zweitgrößten Kontinent, der die dreifache Fläche Europas umfasst, nicht nur auf Hungersnöte, Krankheiten und andere, übliche Klischees beschränkt.

Seit 2007 wird die „Afrikamera“ vom Kulturverein „toucouleur e.V.“ ausgetragen und versucht so einen interkulturellen Dialog zwischen europäischem und afrikanischem Kontinent zu schaffen. So sollte ein halbes Jahrhundert nach dem Ende der Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents Bilanz gezogen, und der europäischen Öffentlichkeit die gesellschaftliche Entwicklung Afrikas der Vergangenheit und der Gegenwart vor Augen geführt werden. Aus diesem Grunde wurden letztes Jahr die Demokratisierungsprozesse in den afrikanischen Republiken thematisiert und beleuchtet. Frei von den üblichen Vorurteilen wurde bei einer Podiumsdiskussion über die Abhängigkeit des afrikanischen Kinos von den Industriestaaten in Nordamerika und Europa, und über den Film als Antrieb für die afrikanische Wirtschaft diskutiert.

Afrikamera: Afrikanisches Kino in der deutschen Hauptstadt

Gezeigt wurden unter Anderem Filme wie „Un homme qui crie“ von Mahamat-Saleh Haroun, „La Chine est encore loin“ von Malek Bensmaïl, sowie viele Kurzfilme aus Marokko, Kongo und Algerien.
Darin werden häufig Einzelschicksale, der soziale Abstieg, sowie politische Entwicklungen thematisiert und einem breiten, europäischen Publikum zugänglich gemacht.

Es sind einzelne Filme, die stellvertretend für die facettenreiche Filmkultur Afrikas stehen. So ist kaum bekannt, dass Nigeria nach dem amerikanischen und indischen Filmproduktionsstandorten die drittgrößte Produktionsstätte für Filme ist. „Nollywood“ ist zwar lediglich ein leuchtender Einzelfall auf dem Kontinent, bietet jedoch vielen tausend Menschen im Lande, darunter vielen Frauen, einen sicheren Arbeitsplatz.
Für eine Filmindustrie, die es mit den Industriestaaten aufnehmen kann, fehlt es in Afrika jedoch an der nötigen Infrastruktur und den rechtlichen Grundlagen, wie beispielsweise dem Schutz von geistigem Eigentum. Neben Nigeria gibt es lediglich in zwei weiteren Staaten, Südafrika und Marokko, eine gezielte Förderung der Filmindustrie.

Afrikamera 2011

Unterstützt wird das Festival unter anderem vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik, der gtz (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) sowie der Heinrich-Böll-Stiftung. Auch in diesem Jahr findet die Afrikamera in Berlin vom 16. bis zum 20. November statt, und es bleibt abzuwarten, wie sich das Filmfestival dieses Jahr thematisch entwickeln wird. Sicher ist, dass die junge Veranstaltung auch in Zukunft die afrikanische Kultur einem breiten, europäischem Publikum zugänglich machen wird und den Dialog zwischen Industriestaaten und den Entwicklungs- und Schwellenländer des afrikanischen Kontinents erleichtern wird.Similar Posts:

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